30.08.2011

Warum reagiert die Politik nicht auf die SOS-Rufe der Pflege??!

Bild: Kurt Michel / pixelio.de

FB Gesundheit-Info 4/2011

In den letzten 15 Jahren wurden weit über 50.000 Vollzeitstellen in der Krankenpflege gestrichen. Hingegen sorgt der demografische Wandel dafür, dass der Bedarf an hochqualifiziertem Pflegepersonal immer weiter steigen wird.

 

Immer mehr Arbeit für immer weniger Pflegekräfte. Ein Teufelskreis!

 

 

 


Aber das ist nur die Spitze des Eisberges, denn:

  • Die Qualität der Pflege leidet zusehends!
    Eine professionelle & menschenwürdige Pflege, insbesondere auch geltende Hygienestandards, sind vor allem aufgrund der man-gelhaften personellen Ausstattung und des Zeitdruckes oft nicht mehr garantiert.
  • Der Pflegeberuf wird zunehmend unattraktiv!
    Miserable Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt das Fehlen einer angemessenen Bezahlung sorgen dafür, dass immer seltener junge Menschen den Pflegeberuf erlernen wollen. Hinzu konnt, dass die Abwanderung von qualifiziertem Pflegepersonal ins Ausland oder in andere, attraktivere Berufe ein immer größeres Problem wird!
  • Den deutschen Pflegeberufen wird die Professionalität abgesprochen!
    Denn den Pflegeberufen wird, im Gegensatz z.B. zu Ärzten und Handwerkern, eine Selbstverwaltung („Pflegekammer“) verweigert. Warum bestimmen Pflegelaien die Rahmenbedingungen der Pflegeberufe?!

Auch Experten und Akteure sind sich seit langem einig, dass sich grundlegend etwas ändern muss! Schon am 25.09.2008 zogen Arbeitgeber, Berufsverbände und Gewerkschaften Seite an Seite mit weit über 100.000 Menschen vor das Brandenburger Tor, um der Politik vor Augen zu halten, dass der Umgang mit der Gesundheit Pflegebedürftiger und der Beschäftigten im deutschen Gesundheitssystem verantwortungslos ist. Auch auf vielen anderen Demonstrationen, Tagungen, Anhörungen und Podiumsdiskussionen wiederholten Profis dieses niederschmetternde Urteil.


Und was machen die politischen „Experten“?

Die durch das Pflegeförderprogramm im Jahr 2009 ins Leben gerufenen zusätzlichen Mittel – ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein – mit denen zusätzliche Pflegestellen zu 90 % finanziert werden konnten, werden ab dem nächsten Jahr im DRG-System wieder „verfrühstückt“. Viele Krankenhäuser werden dann die geschaffenen Stellen wieder abbauen müssen. Denn nach wie vor reicht die Veränderungsrate der Krankenhausbudgets nicht aus, um die steigenden Kosten durch notwendige Tarifsteigerungen und Sach- und Energiekosten abzudecken und den Investionsstau abzubauen. Die deutschen Krankenhäuser sind chronisch unterfinanziert!

Gleichzeitig wird diskutiert, wie Überschüsse der Krankenversicherungen – bis Ende 2011 werden 7 Mrd. € (!) erwartet – als „strategische Wahlkampfkasse“ missbraucht werden können. Je nach politischer Ausrichtung sollen die Beiträge entweder sofort gesenkt oder in einer „Kriegskasse“ gehortet werden, um dann im Wahljahr 2013 die Beiträge zu senken.

Nicht mit einem Wort wird dabei darüber diskutiert, ob das Geld der Versicherten für deren Gesundheitsversorgung – also bestimmungsgerecht – verwendet werden soll. Stattdessen wird versucht, die bekannten Missstände mit Imagekampagnen für die Nachwuchsgewinnung und mit der Herabsetzung von Zugangsvorrausetzungen für den Pflegeberuf zu bekämpen. Dabei wird es endlich Zeit, das Problem im Kern zu behandeln und z.B. die tatsächlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Weder gibt es ein adäquates Verhältnis von Patienten und Pflegekräften, noch erleben die in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Beschäftigten eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit. So ist es allgemein üblich, dass Dienstpläne nicht verlässlich sind und dass von Beschäftigten verlangt wird, auch kurzfristig (manchmal nur wenige Stunden) und jederzeit einzuspringen. Nicht selten bedeutet dies für die betroffenen Beschäftigten eine permanente „Rufbereitschaft“, denn ein „Nein!“ wollen Vorgesetzte häufig nicht akzeptieren.

Wir fordern daher von den politischen Experten, für Patienten und Beschäftigte die Mittel und Ressourcen zu schaffen, die für eine menschenwürdige, zukunftsfähige Pflege erforderlich sind.

Deshalb: Hört! Die Beschäftigten der Pflege funken SOS!


V.i.S.d.P.: Yvonne Zimmermann, komba gewerkschaft nrw, Norbertstr. 3, 50670 Köln

 

Flugblatt FB Gesundheit-Info 4/2011 als pdf-Dokument zum Download:

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